15.Etappe: Faycelles – Limogne-en-Quercy – Lauzerte

Ihr Rentnerdasein in Südfrankreich hatten sich John und Margret aus der englischen Grafschaft Lincolnshire anders vorgestellt: Lange vor dem Abschied aus dem Berufsleben hatten sie wieder und wieder in Lauzerte (100 Kilometer nördlich von Toulouse) Urlaub gemacht und beschlossen, als Rentner ihr Anwesen in Lincolnshire zu verkaufen und in Lauzerte  ein Haus zu kaufen.

Das Paar setzte den Plan um, zog nach Frankreich. Dann der Schock: „Doch das britische Pfund verlor gegenüber dem Euro beständig an Wert, so dass in unserer Kalkulation plötzlich  ein Drittel der Kaufkraft fehlte“, berichtet Margret, „das Geld ging uns aus.“ 

Ihr Glück, aus dem ein Geschäftsmodell wurde: Das geräumige Haus liegt direkt am Jakobsweg, so dass alle Pilger vorbeilaufen müssen. Von April bis Oktober nehmen John und Margret nun Gäste auf – und haben offenbar Spaß daran gefunden. 

Solche Geschichten sind das Salz in der Suppe. Man erfährt sie beim Abendessen, das es in den Pilgerquartieren stets  in großer oder kleiner Runde gibt. 

Übrigens habe ich kein Quartier im Voraus gebucht. Nachmittags, wenn ich noch etwa  20 Kilometer fahren will, suche ich mir aus dem Reiseführer mit dem hübschen Titel „Miam Miam, dodo dodo“ ein Quartier aus und frage. Bisher hat immer ein Anruf genügt. 

   

Bei Margret und John, Lauzerte.

 

Der Weg zwischen Faycelles und Lauzerte, gut 100 Kilometer, führt derzeit durch den Frühling. Ganze Landstriche sind unter Folie oder Netzen. Schutz gegen Vögel und Hagel.  Oder beim Spargel als Isolation. 

   

Obst- und Gemüseanbau im Lot-Tal.

 

Verstärkt sind Pilgergruppen unterwegs. Darunter auch solche, denen es darauf ankommt, genau den historischen Weg abzulaufen. Änderungen sind nicht erlaubt, Abkürzungen noch weniger : „Sonst hast Du den Weg nicht verstanden.“ Ach so. Unverständnis herrscht, wenn Fahrradfahrer erklären, dass sie die Wald- und Matschwege nicht nutzen können, sondern auf Landstraßen ausweichen. Ich glaube, dass die Fußpilger uns für verweichlichte Verräter halten.  Was sie über Pedelec-Nutzer denken, will ich gar nicht wissen. Doch die meisten Begegnungen sind nett.

 

Mike und Michel.

  

Bernard und Danielle.

Ansonsten: viel viel Gegend. Nach Ende des Schienenverkehrs im Lot-Tal bleibt als Infrastruktur vielerorts nur ein Briefkasten, eine Telefonzelle und das Wartehäuschen für Busreisende. 

   
      

Eindrücke aus dem Lot-Tal.

 

Heute kann ich mein Bergfest feiern: 1240 Kilometer zeigt der Kilometerzähler an. Bis Santiago sind es weitere 1200 Kilometer. Mehr als die Hälfte der Strecke ist also. geschafft. Ich feiere dies mit einem Bierchen auf der Terrasse von Margret und Paul. 

Hier für alle, die sich nicht so gut in Südfrankreich auskennen, eine Standortbestimmung. Lauzerte liegt zwischen Cahors und Moissac.